atelier93 – Ein Partner der Schweizer Tafel
Das atelier93 ist heute ein Verein mit fünf Standorten und einem Schulungszentrum. Ursprünglich hiess der im Jahr 1993 gegründete Trägerverein Schweizerischer Verband für Heimarbeit. Die Organisation hatte zum Zweck, sich für Menschen ohne Arbeit und ohne Ausbildung einzusetzen. Zu jener Zeit gab es in der Schweiz sehr viele erwerbslose Menschen. Insbesondere nach dem Balkankrieg fanden Migrantinnen und Migranten aus dem Balkan in der Schweiz kaum Arbeit. Von Anfang an wurde mit den kantonalen Stellen zusammengearbeitet. Denn die Organisation erhielt finanzielle Unterstützung vom Kanton. Zuweisende Stellen der Programmteilnehmenden sind die kantonalen Arbeitsämter RAV, IV, Sozialämter und die SUVA.
Myriam Zmilacher, Programmleiterin am Standort Ecublens VD, erzählt uns von den Anfängen des atelier93 im Waadtland. Sie ist seit 2005 teil der Organisation und dufte die Weiterentwicklung des atelier93 miterleben. «Ja, ganz am Anfang jenes Standortes im Jahr 1995 war ich noch nicht mit dabei. Die Geschichte ist mir aber bekannt. Begonnen hatte das Waadtländer atelier93 mit der Sammlung von Schuhen und Lederartikeln. Die eingesammelten Sachen wurden sortiert, dann entweder gewaschen, repariert, neu verwertet oder definitiv aussortiert. Somit konnten das atelier93 bereits drei Reintegrationsprogramme anbieten. Den Fahrdienst, die Sortierung und die Reparatur von Schuhen. Bald schon bezog die Organisation im Jahr 1996 eine kleine Fabrik in Saint-Sulpice. Das atelier93 entschloss sich am Anfang keine Textilien einzusammeln, damit es den Kleidersammlungen keine Konkurrenz machte. Mit dem Wachstum und steigenden Nachfrage wurde die Kleidersammlung dann doch noch eingeführt.»
In den darauffolgenden Jahren durfte die Organisation neue Kunden gewinnen, wodurch das Angebot und die Vielfältigkeit der Programme wuchsen. Im Jahr 2011 löste sich zwar der Trägerverein Schweizerischer Verband für Heimarbeit auf, die Tätigkeiten wurden aber vollumfänglich durch den neu gegründeten Verein atelier93 weitergeführt. Immer noch setzt sich der Verein für die Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft ein. Das Angebot ist für Menschen gedacht, die aus unterschiedlichen Gründen ganz oder teilweise erwerbslos sind. Beispielsweise nach Langzeitarbeitslosigkeit, Krankheit, Unfall oder einer oder teilweisen Arbeitsunfähigkeit. Hauptschwerpunkte für die Integration sind dabei Abklärungen zum beruflichen Wiedereinstieg, das Erlangen von Arbeitserfahrung und Referenzen sowie Unterstützung für erfolgversprechende Bewerbungen.
Die Produktion von Verpackungsmaterial, wie kleine Plastiksäckli, ist ein wichtiges Standbein des atelier93 in Waadt. Denn die Kleidersammlung, also die Sortierung und das Waschen, wurden Ende 2015 beendet. Weitere Projekte, wie die Produktion von Kartonmöbel oder Näharbeiten, wurden versucht. Doch nicht jedes Projekt wurde weitergeführt. Es war wichtig neue Angebote auszuprobieren und mit der Zeit zu gehen.
Ein bleibendes Ereignis war für Myriam der Umzug des Standortes von Saint-Sulpice nach Ecublens im Jahr 2019. «Für den Umzug von Saint-Sulpice wurde Damien ins Boot geholt. Er lancierte ein neues Programm, das Bauprogramm, und bereitete mit seinen Programmteilnehmenden den neuen Standort in Ecublens vor. Der neue Standort umfasste zwei Büros, einen Empfang, eine Bauabteilung und eine Produktionsfläche.»
Wir fragen Myriam, wie die Zusammenarbeit mit der Stiftung Schweizer Tafel begonnen hatte, insbesondere da das atelier93 die Region Romandie bei ihrem Umzug miteingeplant hatte. Der Stiftung wird ein Büro und Lagerfläche zu einer angemessenen Miete zur Verfügung stellt. Zudem darf die Stiftung von Dienstleistungen profitieren, wie Reinigung, der Leiter der Region wird durch das atelier93 stellvertreten, es werden Fahrer zur Verfügung gestellt und wen nötig darf die Stiftung Fahrzeuge ausleihen. «Die Unterstützung durch das atelier93 ist für meine Region eine enorme Entlastung», mein Baptiste, Leiter der Region Romandie. Myriam erklärt uns, dass sich das atelier93 und die Stiftung schon immer gut ergänzten: «Als im Jahr 2006 die Waadtländer Tafel in Saint-Sulpice ins selbe Gebäude einzog, entstand sogleich eine Partnerschaft. Die Stiftung suchte Fahrer und unser Verein suchte Plätze für Fahrer. Also «win-win» für beide. Zu Beginn wurde mit den drei Freiwilligen zusammengearbeitet. Dann, als Baptiste kam, entstand noch mehr Struktur. Mit der Zeit wurde die Stiftung auch in die Evaluierung der Programmteilnehmenden eingebunden. Diese Feedbacks sind für uns sehr wertvoll. Es ist schön, dass die Zusammenarbeit zwischen der Schweizer Tafel und dem atelier93 heute auch an anderen Standorten wie Pratteln und Dietikon gepflegt wird.»
Myriam erinnert sich gerne an die Anfangszeit zurück. Sie selbst hat als Mitarbeitende im Sekretariat angefangen, durfte dann Teilnehmende ausbilden und schliesslich den Posten als Programmleiterin übernehmen. «Der Umzug nach Ecublens war für das atelier93 sehr wichtig, denn hier, am neuen Standort, können wir neue Ideen und Möglichkeiten testen. Wir dürfen nicht stehen bleiben. Denn die Menschen, die zu uns kommen, haben neue Bedürfnisse. Oft wissen die Programmteilnehmenden bereits mehr als noch vor einigen Jahren. Doch der Anspruch auf dem Arbeitsmarkt ist ebenfalls gestiegen. Unsere Organisation muss mit dem Arbeitsmarkt mitgehen. Zukünftig möchten wir noch mehr Sprachkurse und weitere Programme anbieten. Erst wenn es keine Arbeitslosigkeit mehr gibt, gibt es auch uns nicht mehr.»
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