«DaN» in der Vineyard in Olten

Die Vineyard befindet sich am Bahnhof in Olten. Als wir an einem Dienstag um 14.00 Uhr eintreffen, sind die rund 20 Freiwilligen in den letzten Vorbereitungen für die wöchentliche Abgabestelle. Vor dem Gebäude warten schon viele armutsbetroffene Menschen, um sich den besten Platz in der Warteschlange zu sichern. Die Helfer:innen packen noch die letzten Lebensmittel in die sogenannten Heiland-Säcke. Matt Stadler ist einer der Freiwilligen im DaN (kurz für Dienst am Nächsten) der Vineyard Olten und koordiniert das Geschehen.

Bevor die Türen öffnen, bleiben noch ein paar Minuten. Wir unterhalten uns mit Matt über das DaN, die Lebensmittelspenden und seine Motivation. Das DaN wurde 2005 gegründet und bietet, nebst der Abgabestelle, weitere Angebote wie Deutschkurse für Frauen, Seelsorge und Budgetberatung. Der Institution mit kirchlichem Hintergrund sei es wichtig den Bedürftigen zu dienen, so wie Jesus dies getan habe, erklärt uns Matt. Die Lebensmittel erhält das DaN von sieben Migros-Filialen der Migros Genossenschaft Aare, die das DaN selbst anfährt, und von der Schweizer Tafel. «Ohne die Unterstützung der Schweizer Tafel könnten wir die Abgabestelle nicht betreiben», ist Matt überzeugt.

Während der Pandemie musste das DaN für einige Wochen schliessen. In dieser Zeit hat sich das Team gesammelt und mit den Säcken ein neues System eingeführt. Vorher konnten die Bezüger:innen die Lebensmittel am Tisch auswählen. Die Idee mit den Taschen ist aus hygienischen Gründen entstanden, hat sich aber auch in Bezug auf Planbarkeit und Verteilung der Lebensmittel bewährt. Die Lebensmittel werden anhand der Mengen aufgeteilt. Die Bedürftigen zahlen pro Sack CHF 1.-. Dieser Beitrag wird zwei Projekten in Rumänien und in Sierra Leone gespendet, die Matt ebenfalls als Freiwilliger unterstützt. Er reist zweimal pro Jahr nach Afrika und pflegt dort den Austausch mit den Partnern vor Ort. «Das Geld kommt Menschen zugute, die noch weniger besitzen als die Armutsbetroffenen hier», erklärt uns Matt.

Matt und seine Frau haben zwei Kinder. Neben seinen freiwilligen Engagements ist er als Hausmann tätig. Er habe von seinen Eltern früh das Prinzip des Gebens und Nehmens gelernt. «Bis heute leben uns meine Eltern und auch meine Schwiegereltern dies vor. Mir und meinem Umfeld geht es gut und ich möchte etwas zurückgeben», so Matt über seine Motivation sich als Freiwilliger zu engagieren.

Zohreh ist vor vier Jahren aus dem Iran in die Schweiz geflüchtet. Seit drei Jahren kommt sie ins DaN und arbeitet auch selbst mit. «Ich liebe es zu helfen, obwohl meine Familie und ich selbst armutsbetroffen sind», so Zohreh. Sie ist froh, dass sie vom DaN Lebensmittel erhält. Auf die Frage, ob sie den Iran vermisst, antwortet sie: «Der Iran ist meine Heimat, aber ich fühle mich in der Schweiz wohl.»

Nun treffen sich die Freiwilligen zum Gebet. Dann stellt sich Zohreh an den Empfangstisch, Matt nennt es die Rezeption. Matt begibt sich nach draussen und verteilt Nummern an die wartenden Klient:innen. Sana übersetzt für ihn. Seit etwa sechs Wochen habe sich die Zahl der Bezüger:innen verdreifacht. «Die ukrainischen Flüchtlinge sind nun auch auf dem Land angekommen», begründet Matt den Ansturm. Aktuell beziehen rund 170 Menschen Lebensmittel im DaN. Obwohl alle wissen, dass jeder einen vollen Sack erhält, ist das Gedränge gross. Matt und Sana müssen die Menge beruhigen und bitten mehrfach darum, eine Kolonne zu bilden. Nun begeben sich die Bedürftigen in den Aufenthaltsraum und werden von den Freiwilligen herzlich begrüsst. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre im DaN. Bei Kaffee und Kuchen findet der soziale Austausch statt.

Auf einem Bildschirm werden die Nummerngruppen eingeblendet. An der Rezeption zeigen die Bezüger:innen ihre Bezugskarte sowie ihre Nummer vor und erhalten ein bis zwei Säcke, je nach Familiengrösse. Zwischendurch kommen Menschen mit einer Sondergenehmigung vorbei. Es handelt sich um Working Poors oder um Schüler:innen, welche die Abgabestelle während der Pause aufsuchen und keine Zeit zum Warten haben.

Beeindruckt vom grossen Engagement der Freiwilligen verabschieden wir uns um 15.30 Uhr. Die Abgabestelle und der Treffpunkt im Vineyard in Olten sind noch bis 17.00 Uhr geöffnet.

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