• Regionalleiter Marcus Müller vor einem Warenregal im Standort Staufen der Schweizer Tafel.

Ein Jahr Lebensmittelrettung im Aargau - ein Besuch bei Regionalleiter Marcus Müller

Hinter dem eher unscheinbaren Standort Staufen mitten im Aargau verbirgt sich eine grosse Aufgabe. Seit März 2024 ist die Region Aargau in Betrieb – ein junger, aber schnell wachsender Teil der Schweizer Tafel, der in kürzester Zeit enorm an Bedeutung gewonnen hat. Denn von Staufen aus können Filialen der Lebensmittelpartner täglich angefahren und die dort eingesammelten Lebensmittel effizient an soziale Institutionen im Aargau weiterverteilt werden. 

Ich habe Marcus Müller, stellvertretender Regionalleiter Zentralschweiz und verantwortlich für den Standort Aargau, besucht, um mehr über diese beeindruckende Entwicklung zu erfahren. Als erfahrener Gastronom mit 20 Jahren Hotel- und Führungserfahrung bringt er nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Leidenschaft für den Einsatz gegen Foodwaste und Armut in der Schweiz mit. 

Was mit einer Tour und einem Fahrzeug begann, hat sich in weniger als einem Jahr rasant entwickelt. Heute werden täglich zwei Touren mit Abholungen im Detailhandel und bei Lebensmittelproduzenten durchgeführt – pro Woche können fast 10 Tonnen gerettete Lebensmittel an soziale Einrichtungen in der Region verteilt werden. Inzwischen sind drei Kühlfahrzeuge im Einsatz. Zwei davon fahren die vorgegebenen Touren, eines wird für Sonderaufträge eingesetzt – wenn zum Beispiel ein Landwirt frische Kürbisse aus einer Überproduktion anbietet, kann so schnell reagiert werden – jedes Lebensmittel zählt. 

Der Standort in Staufen wird gemeinsam mit dem Verein Tischlein deck dich genutzt, der sich ebenfalls der Lebensmittelrettung verschrieben hat. «Die Zusammenarbeit basiert auf einem guten Vertrauensverhältnis. Im Alltag arbeiten wir Hand in Hand», erzählt Marcus und zeigt mir die drei Palettenplätze, die der Schweizer Tafel zur Verfügung stehen. Das ist nicht viel Platz – aber dank effizienter Nutzung und guter Organisation für die Zwecke der Schweizer Tafel völlig ausreichend. Hier zeigt sich auch eine der Stärken der Organisation: Nur dank dem ausgeklügelten Logistikkonzept ist es möglich, Frischprodukte wie Gemüse und Früchte, aber auch aufwändig produzierte Convenience-Produkte wie Fertigrösti oder Müesli mit geringem Zeitaufwand und ohne Verluste direkt weiterzuverteilen und damit überhaupt erst nutzbar zu machen. 

  • Innenansicht des Warenlagers des Standortes Staufen der Schweizer Tafel.
  • Der Regionalleiter des Standorts Staufen der Schweizer Tafel, Marcus Müller vor dem Eingang zum Warenlager.

Von Staufen aus werden mittlerweile 43 Einrichtungen wie Gassenküchen, Obdachlosenheime und andere soziale Einrichtungen beliefert. Die Einrichtungen werden je nach Bedarf in unterschiedlicher Häufigkeit und Menge beliefert. Marcus leitet den Standort mit Unterstützung von drei Zivildienstleistenden und sieben freiwilligen Helfer:innen. Gerade die freiwilligen Helfer:innen sind für ihn ein Geschenk: «Viele nehmen sich trotz Job extra Zeit, um uns zu unterstützen. Andere sind bereits im Pensionsalter und setzen sich mit voller Kraft für unsere gute Sache ein. Das beeindruckt mich immer wieder.»  

Auf die Frage nach seinem persönlichen Highlight des letzten Jahres muss Marcus nicht lange überlegen. 

«Die Entwicklung der Region und das Engagement der Menschen hier haben mich sehr positiv überrascht. Das Feedback der sozialen Institutionen ist sehr wertvoll und die Dankbarkeit der Menschen, die von diesen Lebensmitteln profitieren, motiviert uns, diesen Weg weiterzugehen.» 

Gibt es ein Lowlight? – Er lacht. 

«Wenn überhaupt, dann der Start. Es brauchte eine gewisse Anlaufzeit und Geduld, bis sich alle Prozesse eingependelt haben und alle Zivildienstleistenden und Freiwilligen eingearbeitet waren. Durch die enge Begleitung vom erfahrenen Maik Deutschmann aus der Region Zentralschweiz im nicht weit entfernten Standort Rothenburg erhielt ich jedoch die beste Unterstützung, die man sich vorstellen kann.»  

Der Standort Aargau ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie aus einer kleinen Idee etwas Grosses entstehen kann. Marcus und sein Team beweisen täglich, wie sinnvoll die Arbeit der Schweizer Tafel ist und dass mit Engagement und einem starken Netzwerk viel bewegt werden kann. Dabei wird deutlich, dass es nicht nur um Lebensmittel geht, sondern auch um Aspekte wie Solidarität, Nachhaltigkeit und die konkrete Unterstützung von Menschen in Not. 

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