17. Januar 2023
Ein Erfahrungsbericht von Michele Hostettler
Michele Hostettler ist seit November 2018 Leiter der Region Nordwestschweiz.
«Als ich mich vor etwa vier Jahren bei der Schweizer Tafel beworben habe, kannte ich die Stiftung noch nicht. Mir war bekannt, dass sich verschiedene Organisationen im Raum Basel für Bedürftige einsetzen und Lebensmittelhilfe leisten. Jedoch hatte ich mich nie aktiv damit auseinandergesetzt. Als ehemaliger Landwirt und aufgrund meiner Tätigkeit im Vertrieb und Umweltschutz, lag mir das Thema Foodsave schon immer am Herzen. Mit dem Job bei der Schweizer Tafel hat sich der Kreis der Lebensmittelkette geschlossen. Ich habe als Landwirt miterlebt, wie Gemüse auf dem Feld wächst, geerntet und an den Detailhandel verteilt wird. Schon damals gab es strenge Anforderungen an Form, Grösse und Gewicht. Gemüse, das es in den Verkauf geschafft hat, musste noch eine zweite strenge Prüfung bestehen. Sie musste den strengen Augen der Konsument:innen standhalten. Erst wenn die Optik überzeugt, landet das Gemüse im Einkaufskorb und schliesslich in der Küche der Konsument:innen. Gemüse, das durchfällt, wird durch die Mitarbeitenden des Detailhandels wieder aussortiert. Bei meinen ersten Sammeltouren mit der Schweizer Tafel schluckte ich ein paar Mal leer. Die Menge an Lebensmitteln, die wir abholen durften, war immens. Und anscheinend nur ein Bruchteil von dem, was alles in der Bio-Gasanlage landet. Meine Familie kaufte schon immer bewusst und nachhaltig ein, seit ich bei der Schweizer Tafel bin, kaufen wir noch gezielter ein, um Foodwaste zu vermeiden. Es ist schön, dass ich meinen Kindern die Themen Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Konsum vermitteln kann. Dieses Wissen möchte ich nicht nur in meiner Familie weitergeben. Als Regionalleiter bin ich bemüht, die Zivildienstleistenden und freiwilligen Helfer:innen im Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren. In der Pausenküche tauschen wir uns regelmässig über die oft längere Haltbarkeit von Lebensmitteln aus. Denn gerade dieses Thema ist sehr wichtig. Es ist erschreckend, wie wenige Leute wissen, was Verbrauchsdatum und Mindesthaltbarkeitsdatum genau bedeuten.»
Hier eine Erklärung zu den Begriffen:
«verbrauchen bis»: Dieses Datum gibt an, ab wann das Produkt, trotz korrekter Lagerung, gesundheitsschädlich sein kann und deshalb nicht mehr konsumiert werden sollte. Es dient der Lebensmittelsicherheit. Das Gesetz gibt vor, dass leicht verderbliche Lebensmittel (gekühlte Produkte) mit einem Verbrauchsdatum versehen werden müssen.
«mindestens haltbar bis»: Dieses Datum wird vom Hersteller als Qualitätsgarantie angegeben. Bis zu diesem Datum verspricht der Hersteller, dass das Produkt, bei korrekter Lagerung, keine Qualitätsverluste aufweist, also seine spezifischen Eigenschaften beibehält. Der grösste Teil der Produkte mit MHD ist länger haltbar und kann auch danach problemlos verzehrt werden. Dafür sind die Sinne entscheidend.
Die Schweizer Tafel hat dafür einen Flyer («oft länger gut»), der als Anhaltspunkt dienen kann.