Ein Erfahrungsbericht von James Henzi

Ich bin seit April 2022 Leiter der Region Mittelland, die ihren Standort bis vor kurzem noch in Flamatt (FR) hatte. Der Start bei der Stiftung war eindrücklich. Manuel Loeliger, mein Vorgänger, war seit Eröffnung des Standorts in Flamatt mit dabei und hatte ein breites Wissen, von dem ich profitieren durfte. Es war mir wichtig, das Know-how bei Manuel abzuholen, bevor er seinen verdienten Ruhestand antritt. Die Einarbeitung war deshalb sehr intensiv. Als ich die Region dann ganz übernommen habe, ging es Schlag auf Schlag weiter. Der Grand Prix Bern stand kurz bevor und ich übernahm die Eventleitung. Danach folgte der Tag der guten Tat und schon bald starteten die ersten Vorbereitungen für den Suppentag. Nebst all diesen Events sah ich mich mit der Herausforderung konfrontiert, einen neuen Standort für die Region Mittelland zu suchen. Der Mietvertrag in Flamatt war bis Ende März 2023 befristet.

Die Suche nach einem neuen Standort war definitiv nicht einfach. Wir benötigen eine Lagerfläche, mit genügend Platz für das Sortieren der Ware, eine Fläche für die Kühlzelle, einen Warenlift, Platz für die Warenannahme und das Befüllen der Fahrzeuge und natürlich auch ein paar Büroarbeitsplätze. Dazu sollte der Standort möglichst zentral in der Region Mittelland liegen. Mit all diesen Anforderungen gab es kaum noch Auswahl. Zudem sind die Preise für Lagerflächen nahe der Stadt Bern sehr hoch. Mit der Fläche in Kehrsatz, an der Belpstasse 24, haben wir schliesslich einen passenden Standort gefunden. Das Gebäude ist eine alte Matratzenfabrik. In den gemieteten Räumlichkeiten wurden früher Kissen und Duvets genäht. Im Vergleich zu Flamatt sind die Büros, das Lager und die Anlieferung näher beieinander und es hat mehr Platz für die Warensortierung und Lagerung nach Waren.

Noch vor der Umzugsplanung starteten die Gespräche mit den Partnern und Abnehmern. Bei den Abnehmern hatten wir eine Umfrage lanciert, denn es war uns sehr wichtig ihren Bedürfnissen nach dem Standortwechsel weiterhin gerecht zu werden. Für die offenen Ohren bei den Partnern waren wir sehr dankbar. Für alle Partner war es möglich, die Waren zukünftig nach Kehrsatz zu liefern. Auch wenn es für einige Partner einen Mehraufwand bedeutet. Durch dieses Entgegenkommen konnte die Region Mittelland ihre Lebensmitteltouren für die sozialen Institutionen besser gestalten und weitere Abnehmer mit einbeziehen.

Nachdem der neue Standort bekannt war, begann schon die Umzugsplanung. Zu Beginn wurde das Inventar geprüft und festgehalten, was noch gebraucht und was entsorgt werden konnte. Im Zuge der Digitalisierung wurden viele Unterlagen elektronisch abgelegt, die physischen Dokumente wurden entsorgt. Die Entsorgung war wohl eine der grössten Herausforderungen. Über die Jahre hatte sich sehr viel Material in der Region angesammelt. Langsam leerten sich die Regale im Büro und erste Möbel konnten gezügelt werden. Zeitgleich koordinierten Tom, René und ich den Umzug der Waren. Das heisst, erste grosse Lieferungen von Lebensmittelspendern gingen bereits ab Dezember nach Kehrsatz. René, unser freiwilliger Helfer, war während des Umzuges eine grosse Entlastung. Er hatte sich bereiterklärt, schon ab Dezember in Kehrsatz einzurichten und konnte so die Anlieferungen jeweils entgegennehmen. Während des Umzuges ging das Tagesgeschäft, also die Sammeltouren, Betreuung der Lieferanten und Lebensmittelabnehmer normal weiter.

Eine Feuerwehrübung war die neue Kühlzelle. Die Kühlzelle, die wir in Flamatt hatten, ging an die Region von Baptiste Marmier in der Romandie. Diese Region hatte bisher keine Kühlzelle. Für Kehrsatz war eine neue und grössere Kühlzelle angedacht. Nach der Anlieferung der einzelnen Elemente zog sich der Aufbau in die Länge. Ein Tag, bevor die erste Gemüselieferung kam, stand die Kühlzelle bereit und konnte in Betrieb genommen werden. Uns allen fiel ein Stein vom Herzen.

Während des Umzuges war mir die Kontaktaufnahme mit den anderen Mietern im Gebäude wichtig. Den die Fahrzeuge unserer Stiftung werden nun regelmässig die Anlieferung nutzen, wodurch die anderen Mieter künftig weniger flexibel sind. Zu erklären, wofür unsere Stiftung täglich im Einsatz steht, war daher wichtig. So wurden unser Beladen am Morgen und Entladen am Nachmittag besser verstanden.

Heute dürfen wir in einem gefüllten Lager mit neuer Kühlzelle stehen. Der Weg dahin war hektisch und anspruchsvoll. Doch unser Team freut sich sehr. Von hier aus ergeben sich neue Möglichkeiten, Bedürftige in der Region mit Lebensmitteln zu unterstützen. Unser Ziel ist es, noch mehr Lebensmittel zu retten und zu verteilen. Wir wollen effektiver werden und so noch mehr bewirken. Obwohl wir täglich dieselben Touren fahren, wissen wir nie, welche Warenspenden uns erwarten. Das macht die Arbeit auch so spannend.

Letzte Beiträge aus der Rubrik Einblicke

Röbi – Freiwilliger

«Jetzt hier links abbiegen, dann da vorne rechts auf den Vorplatz», weist Röbi den Fahrer an. Ein Navi ...

Gassenarbeit Elim

Der Zivildienstleistende Andy ist als erster im Haus Elim und startet mit den Vorbereitungen für den heutigen Tag. ...

Amir – Flüchtling

«Meine Füsse schmerzen, die Sohlen meiner Schuhe sind abgelaufen. Mein Blick ist fest nach vorne gerichtet. Ich gehe immer ...

Sissacher Tafel

«Brauchen wir in Sissach eine Lebensmittelabgabestelle?», auf diese Frage kam vor einigen Jahren ein «Nein» in der Gemeinde Sissach. ...

Stiftung Suchthilfe

Bei grosser Not und grossem Elend steigt die Nachfrage nach Angeboten von sozialen Einrichtungen. In St. Gallen gab ...

2023-02-22T09:00:12+01:00
Nach oben