FEG Düdingen-Freiburg – Lebensmittelabgabe

Die Freie Evangelische Gemeinde Düdingen-Freiburg gibt es schon seit über 110 Jahren. Zuvor hatte die Gemeinde ihren Standort in Freiburg. Als die Gemeinde wuchs, fanden die Mitglieder im Jahr 2004 einen neuen Standort in Düdingen, an der Bonnstrasse 18. Die Räumlichkeiten der FEG werden teilweise auch an externe Unternehmen und Vereine vermietet. Die FEG kann, nebst dem Gottesdienst, vielseitige Angebote für ihre Mitglieder bieten, wie diverse Events für Kinder und Jugendliche, Austauschrunden für Erwachsene und Nachmittagsprogramme für Senioren. Mit den zusätzlichen, sozialorientierten Angeboten wie der Seelsorge, Gebetsdiensten und der Lebensmittelabgaben werden weitere Menschen erreicht. Die Gemeinde möchte damit einen Beitrag für Menschen in Not leisten. «Wir wollen nicht nur predigen, sondern auch etwas tun», meint Esther Köppel, Freiwillige Helferin der Lebensmittelausgabe.

Barbara Pulst durfte vor etwa zwei Jahren im Projekt der Lebensmittelabgabe die Leitung übernehmen. Die Gemeinde spielte bereits im Jahr 2018 mit dem Gedanken, eine Lebensmittelhilfe in der Region anzubieten. Nach einigen Verzögerungen konnte Barbara im Juni 2021 mit der ersten Ausgabe starten. Jeden Dienstag von 17.00 – 18.00 Uhr dürfen die Besucher:innen kostenlos einen Sack Lebensmittel abholen. Damit dies möglich ist, wechseln sich zehn freiwillige Helfer:innen bei den Vorbereitungen ab. Die Helfer:innen treffen um 16.00 Uhr ein, sortieren die Ware, holen teilweise ergänzende Waren aus dem kleinen Lager und packen die Taschen ab. Es gibt drei Sorten von Taschen. Eine Tasche für Einzelpersonen, eine für drei Personen und eine Tasche für vier oder mehr Personen. So wird versucht, den jeweiligen Bedürfnissen der Bezüger:innen gerecht zu werden und die Verteilung fair zu halten. «Wenn wir sehen, dass die erhaltenen Lebensmittelspenden und die Waren aus dem Lager nicht reichen, dann gehen wir in die lokalen Geschäfte und kaufen noch was dazu. Doch das können wir mit dem begrenzten Budget leider nicht immer machen», meint Esther.

Barbara erzählt uns, wie das Projekt begonnen hat: «Zu Beginn kamen kaum Leute. Es musste sich erst noch rumsprechen. Interessenten gab es genügend, doch diese mussten erst die Überwindung finden, einmal vorbeizuschauen. Damals gestalteten wir die Lebensmittelausgabe noch in Form eines Marktstandes. Das heisst, dass die Bezüger:innen mit uns entlang des Marktstandes liefen und die Lebensmittel aussuchen durften. Auch mit den langsam zunehmenden Anmeldungen lief dieses Konzept sehr gut. Die Besucher:innen schätzen das kostenlose «Einkaufen». Mit der Zeit kam die Idee der Kaffeerunde. Die Besucher:innen dürfen ab 17.00 Uhr, an der Küchenzeile kostenlos einen Kaffee bestellen. Manchmal gibt es noch ein kleines Gebäck oder etwas Schokolade dazu. So sind schöne Kaffeerunden entstanden, wo die Menschen miteinander reden, sich austauschen und sich mit Tipps helfen können. Esther und ich nehmen uns dann auch gerne Zeit und beteiligen uns an den Gesprächen.» Barbara ergänzt: «Wir gestalten die Lebensmittelverteilung auch möglichst nachhaltig. Wir sensibilisieren die Bezüger:innen, dass sie uns die leeren Taschen retournieren können, sowie leere Gläser, die wir dann für Eingemachtes verwenden können. Die Besucher:innen sollen wissen, dass auch sie zu einer nachhaltigen Lösung beitragen können.»

«Vor dem Krieg in der Ukraine durften wir etwa 20 Familien begrüssen. Jetzt, nach einem Jahr Krieg und dem nicht abfallenden Flüchtlingsstrom, sind wir mit etwa 45 Familien an unseren Grenzen gelangt. Wir haben bereits das Konzept vom Marktstand in fix fertig abgepackte Taschen angepasst. Den grössten Teil der Lebensmittel bekommen wir immer noch von der Stiftung Schweizer Tafel. Doch das reicht leider nicht mehr aus. Wir wollen aber keine Menschen in Not abweisen. Personen, die nicht in der Region wohnhaft sind, verweisen wir an andere Lebensmittelabgabestellen. Bei den ukrainischen Flüchtlingen verlangen wir als Kontrolle eine Wohnsitzbestätigung», erklärt Barbara. Die bürokratische Hürde möglichst tief zu halten, sei im Sinne der FEG.

Barbara ergänzt: «Wir suchen derzeit nach neuen Lösungsansätzen, ohne dass es für Bezüger:innen und Helfer:innen zu kompliziert wird. Ob wir einen zweiten Tag für die Ausgabe einplanen sollten oder die Ausgabe am Dienstag verlängert wird, ist noch unklar. Eine Ausweitung des Angebotes würde bedeuten, dass die Lebensmittelabgabe mehr freiwillige Helfer:innen braucht, welche sehr schwer zu finden sind. Zudem benötigen wir zuerst zwingend weitere Partner für Lebensmittelspenden.»

Ein weiteres Anliegen der FEG ist es, die Hemmschwelle der Schweizer:innen zu senken. Es sei zu beobachten, dass Personen, mit Schweizer Pass, sich eher genieren, Hilfe anzunehmen. Gerade auch ältere Personen kommen kaum vorbei, obwohl die Altersarmut in der Schweiz stark zunimmt. Regula, eine Schweizerin und Besucherin der Lebensmittelausgabe in Düdingen meint: «Ich war sehr skeptisch, als mir die Sozialhilfe von der Lebensmittelausgabe erzählte. Unsere Familie erhielten wegen CHF 100.- zu hohem Einkommen keine Sozialhilfe mehr. Erst nach mehreren Wochen fand ich den Mut, mich bei der FEG zu melden. Nach meinen ersten Besuchen hatte ich gemischte Gefühle. Ich war einerseits dankbar für die Lebensmittel, aber zugleich auch etwas wütend auf die Gesamtsituation. Es gibt bestimmt noch viele andere Menschen, die Hilfe nötig hätten. Wegen dem gesellschaftlichen Druck haben viele das Gefühl, sie dürfen sich selbst nicht als Arm bezeichnen. Durch dieses Denken bleibt ihnen Hilfe verwehrt. Wir alle müssen mehr über die Armut in der Schweiz sprechen.» Sandra, ihre Kollegin, welche das Angebot der FEG ebenfalls in Anspruch nimmt, nickt zustimmend: «Nur weil Sandra mich zu einem ihrer Besuche in Düdingen mitgenommen hat, traue ich mich nun regelmässig zu kommen. Wir ermutigen uns gegenseitig und sagen uns, dass es okey ist.»

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