«FRüTILE» in Fribourg
Als Karin Mader nach einem langjährigen Auslandaufenthalt mit ihrer Familie in die Schweiz zurückkehrte, hegte sie den Wunsch, auch hier etwas Sinnvolles zu tun. Auf einem Spaziergang fielen ihr Abfalleimer auf – randvoll gefüllt mit weggeworfenen Lebensmitteln. Gemeinsam mit ihrer Freundin Muriel Bosson suchte sie nach Möglichkeiten, um etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu tun.
Karin und Muriel wollten dabei weder Geld investieren noch andere Risiken eingehen. Zusammen entwickelten sie die Idee, aus ungebrauchten oder unverkäuflichen Früchten Konfitüre herzustellen. Sie holten weitere Personen an Bord und begannen, sich genauer zu erkundigen. Im Gespräch mit Detailhändlern zum Thema Foodwaste erfuhren sie von der Stiftung Schweizer Tafel. Karin nahm Kontakt mit dem damaligen Regionenleiter Mittelland auf und konnte ihn von einer Zusammenarbeit überzeugen. 2015 war es dann so weit: Die Freundinnen gründeten den Verein FRüTILE. Der Name setzt sich zusammen aus den französischen Wörtern «Fruit» (Frucht) und «utile» (nützlich/sinnvoll).
«Die Früchte kommen zwar nicht direkt armutsbetroffenen Menschen zugute; indirekt aber schon, denn wir spenden den Erlös aus dem Verkauf der Konfitüren an soziale Institutionen in der Region Fribourg», erklärt uns Karin Mader das Konzept. «Mit der Schweizer Tafel haben wir vereinbart, dass zuerst die sozialen Institutionen beliefert werden und wir den Rest erhalten. Wir wollen niemandem Lebensmittel wegnehmen, sondern diese vor der Vernichtung retten», ergänzt Muriel Bosson.
Die Lebensmittel der Schweizer Tafel werden am Donnerstagmorgen angeliefert. Am Donnerstagnachmittag wird produziert. Je nach Menge der erhaltenen Früchte entstehen zwischen 40 und 80 Gläser Marmelade in unterschiedlichen Grössen. Die Gläser werden dabei ebenfalls rezykliert. Bei FRüTILE engagieren sich rund ein Dutzend Freiwillige, die das Obst vorbereiten, die Gläser sterilisieren, die Konfitüre einkochen und die Gläser anschliessend dekorieren und etikettieren. Ihr gemeinsames Ziel ist es, Gutes zu tun und die Bevölkerung für die Foodwaste-Problematik zu sensibilisieren.
Konfitüre «surprise» für den guten Zweck
Die Konfitüren «surprise» werden derzeit in rund zehn spezialisierten Lebensmittelgeschäften in der Region Fribourg und am FRüTILEeigenen Marktstand verkauft. «Wir sprechen von Konfitüre «surprise», weil wir im Vorfeld nicht wissen, welche Früchte wir erhalten und deshalb auch die Sorten nicht planen können. Aber genau das schätzen unsere Kundinnen und Kunden», erzählt Karin Mader. Der Transport, insbesondere zu den Märkten, gestalte sich schwierig, da die meisten Helferinnen kein eigenes Auto haben. «Bis jetzt haben wir aber noch immer eine Lösung gefunden», so Muriel Bosson. Die Händler werden in der Regel zu Fuss oder mit dem Fahrrad beliefert oder sie holen die Ware in der Produktionsküche bei einem örtlichen Studentenwohnheim ab.
Zum Jahresende erfolgt der Kassensturz. Die Einnahmen aus dem Verkauf decken die Investitionen, etwa für Gelierzucker, Gewürze und Küchengeräte, sowie für die Miete der Markt-Standplätze ab. Der verbleibende Gewinn wird gespendet. Das Team beschliesst jeweils gemeinsam, welche sozialen Institutionen aus der Region einen Beitrag erhalten. Danach wird der erfolgreiche Jahresabschluss gebührend gefeiert.
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