Hana – Working Poor

Hana verlor bereits früh ihre Eltern. Als sich die politische Lage in Äthiopien zuspitzte und die Folgen des Kriegs zunehmend spürbar wurden, entschloss sie, gemeinsam mit ihrem Mann, das Land zu verlassen. Hana war schwanger und ihr Kind hätte in Äthiopien keine Zukunft gehabt. Ihre Flucht führte sie mit dem Flugzeug nach Italien und mit einem Schleppertaxi in die Schweiz – in ein fremdes Land, ohne Familie oder Bekannte. Für Hana war es eine ungewisse Zeit, verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihre Familie.

Eine Anstellung ohne Berufsausbildung zu finden, stellte sich als beinahe unmöglich heraus. Hana hat nur einen Sekundarschulabschluss und keinen Lehrabschluss. Das Glück, einen Beruf zu erlernen, blieb ihr in Äthiopien verwehrt. Heute arbeitet sie als Putzfrau. Auch ihr Mann kann lediglich einen Sekundarschulabschluss vorweisen. Er arbeitet heute als Lagerist und Staplerfahrer bei Ricola. Die Ausbildung zum Staplerfahrer konnte er mit der Unterstützung des Arbeitgebers absolvieren. Sie beide hatten Glück, eine Stelle gefunden zu haben. In ihrem Umfeld gäbe es Migrantinnen und Migranten, die keine Anstellung finden, erzählt uns Hana.

Die äthiopisch-orthodoxe-Christin lebt seit fast zehn Jahren in der Region Basel. Zuerst lebte sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in Aesch, seit etwa fünf Jahren in Lausen im Kanton Baselland. Als sich die Familie bei der Gemeinde anmeldete, erfuhr sie vom Angebot der Lausner Tafel, einem Projekt der Freien Missionsgemeinde Lausen. Trotz Job und Sozialleistungen reiche das Geld für den Lebensunterhalt nicht aus. In der Schweiz werden solche Personen als «Working Poor» bezeichnet. Der wöchentliche Besuch bei der Lebensmittelabgabe entlastet das Haushaltsbudget der Familie sehr. Für CHF 2 erhalten sie Gemüse, Obst, Brot und weitere Lebensmittel. Davon kann sich die vierköpfige Familie etwa drei Tage ernähren. Teure Produkte aus dem Supermarkt, wie zum Beispiel Fleisch, kommen selten auf den Tisch.

Hana besucht die Lausner Tafel nicht nur als Lebensmittel-Bezügerin, sondern arbeitet gemeinsam mit zwei anderen Frauen als Freiwillige in der Kleiderbörse. Sie treffen immer etwas früher ein, bevor die Börse um 14.00 Uhr öffnet. Gemeinsam sortieren sie die gespendeten Kleider und helfen anschliessend den Besucher:innen etwas Passendes zu finden. Dabei wird auch viel gelacht. Wenn es zu sprachlichen Hürden kommt, helfen sich die Besucher:innen gegenseitig aus und übersetzen. Hana spricht Amharisch und versteht mittlerweile etwas Deutsch und Englisch. Ihre Kinder sind acht und zehn Jahre alt und besuchen die Schule. An schulfreien Tagen begleiten sie ihre Mutter zur Lausner Tafel und freuen sich auf die Spielkameraden in der Kinderbetreuung. Wenn Hausaufgaben anstehen, dürfen sie Thomas, den Pastor vor Ort, um Unterstützung bitten. Hanas Mann arbeitet unter der Woche, nimmt aber gerne an Wochenends-Events der Gemeinde teil. Sie beide empfinden die Gemeinschaft als sehr wertvoll und bezeichnet sie als «Familie». «Die Menschen hier haben ein offenes Ohr, können die Probleme anderer nachvollziehen, sich einfühlen und sie helfen sich gegenseitig mit Ratschlägen, Kontakten oder einem liebevollen Lachen aus», fügt Hana an.

Hana und ihre Familie sind eine von vielen Working Poor Familien mit Migrationshintergrund. Helfen Sie Menschen wie Hana und unterstützen Sie die Rettung von Lebensmitteln, welche unsere Stiftung kostenlos an rund 500 soziale Institutionen der Schweiz verteilt. Mit einem Beitrag von CHF 100 können Produkte für 570 Mahlzeiten weitergegeben werden.

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