Kinderkrippe Storchenäscht

Der Lieferwagen der Stiftung Schweizer Tafel biegt jeden Mittwoch in die Gerbegasse in Kerzers ein und hält vor einem historischen Gebäude. Dieses ehemalige Bauernhaus wird heute vielseitig genutzt, unter anderem auch von der Kinderkrippe Storchenäscht. Die Räumlichkeiten der Kinderkrippe erstrecken sich über drei Stockwerke und den Dachstock. Die Kinder, die im Alter von 14 Wochen bis 6 Jahren sind, werden in drei Gruppen aufgeteilt: Näschtli, Störche und Spatzen. Aktuell werden etwa 75 Kinder betreut, mit insgesamt 30 Betreuungsplätzen pro Tag.

Wie bei vielen anderen Kindertagesstätten steigt auch bei der Kinderkrippe Storchenäscht die Nachfrage nach Betreuungsplätzen kontinuierlich an. Neben der wachsenden Nachfrage stellen die zunehmend komplexen Vorgaben für Kindertagesstätten die Organisationen vor finanzielle Herausforderungen. Annemarie Schwab, Leiterin der Kinderkrippe Storchenäscht, erklärt: «Oftmals stehen Kindertagesstätten unter finanziellem Druck, sei es aufgrund der Notwendigkeit von Erweiterungen der Räumlichkeiten, anstehender Renovierungsarbeiten oder der Beschaffung neuer Spielgeräte für den Spielplatz. Insbesondere für Kindertagesstätten, die sich beispielsweise in alten Gebäuden befinden, bedeuten diese Anforderungen enorme Investitionen. Hinzu kommt der spürbare Fachkräftemangel, der die Branche belastet. Der Beruf des Erziehers oder der Erzieherin verliert leider an Attraktivität. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind bessere Löhne, mehr Weiterbildungsmöglichkeiten und verbesserte Anstellungsbedingungen erforderlich. Dies führt jedoch zu zusätzlichen Kosten, die die Kindertagesstätten oft selbst tragen müssen. Wir haben das Glück, dass unser Vermieter unserer Kinderkrippe gegenüber sehr unterstützend ist und einen Grossteil der Renovierungsarbeiten für uns übernimmt.»

Kinder aus finanziell schwachen Haushalten sind in der Schweiz weniger in externen Kinderbetreuungen anzutreffen. Es bedarf weiterer Aufklärungsarbeit, um betroffene Eltern über die verfügbaren Unterstützungsangebote zu informieren. Viele Eltern sind sich nicht bewusst, dass sie Anträge auf finanzielle Unterstützung beim Kanton oder der Gemeinde stellen können. Wenn ein Elternteil zu Hause bleibt, um die Kinder zu betreuen, kann dies dazu führen, dass dieser Elternteil Schwierigkeiten hat, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Eine finanzierte Kinderbetreuung durch die öffentliche Hand kann langfristig dazu beitragen, die Armut in der Schweiz zu verringern.

Die teilweise grossen Überschüsse erlauben es der Stiftung, das Storchenäscht zu beliefern, ohne dabei Menschen in Not zu benachteiligen. Die Kinderkrippe Storchenäscht ist sehr dankbar für die kostenlosen Lebensmittellieferungen der Schweizer Tafel. Durch diese Unterstützung kann die Kinderkrippe ihre Ressourcen effizienter einsetzen, insbesondere bei der Personalplanung. Dies ermöglicht es, flexibler auf Personalausfälle und die steigende Nachfrage zu reagieren. Darüber hinaus ist es ein grosser Vorteil, dass den Kindern von Anfang an, ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln vermittelt werden kann, was auch von den Eltern sehr geschätzt wird.

Wenn der Lieferwagen der Schweizer Tafel ankommt, steht eine der beiden Köchinnen der Kita bereits unten an der Treppe. Carmen, eine der Köchinnen, erklärt: «Wir freuen uns immer über das Obst, den Salat und die Backwaren. Beim Gemüse müssen wir darauf achten, dass eine Gemüsesorte für eine ganze Mahlzeit ausreicht, da unsere Kita das Label «Fourchette verte» trägt, dessen Auflagen sehr streng sind. Dadurch sind wir nicht mehr so flexibel und es ist manchmal schwierig, das gerettete Gemüse in die Menüs zu integrieren. Das Obst verwenden wir für verschiedene Mahlzeiten wie Znüni, Zvieri, Fruchtmus und Fruchtsäfte, da unsere Kinder Früchte sehr mögen. Salat und Brot stehen ebenfalls täglich auf dem Speiseplan und wir nehmen sie immer mit grosser Freude entgegen.»

Annemarie erinnert sich besonders gerne an eine Aussage eines Kindes beim Essen. Das Kind hatte bereits mehrere Male seinen Teller leer gegessen und nachgeschöpft. Die Köchin fragte das Kind scherzhaft: «Iz isch dis Büchli sicher zümli voll?» Das Kind schaute die Köchin mit grossen Augen an und antwortete mit einem Lächeln: «Vo wo wosch du das wüsse, es isch ja mis Büchli.» Das Kind freute sich über den erneuten Nachschlag und lief freudig zurück an den Tisch. Die Köchin war glücklich zu sehen, dass den Kindern das Essen so gut schmeckt.

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2024-04-26T11:18:37+02:00
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