Partage Riviera

Am 17. März 2023 lud die Institution Partage Riviera zu einem Apéro an ihren neuen Standort ein. Innert drei Wochen zog die ganze Organisation von der Avenue Reller 6 in das alte Nestlé-Gebäude an der Avenue Reller 14. «Der Umzug ist im Grossen und Ganzen gut verlaufen. Da die beiden Standorte nur 200 Meter voneinander entfernt liegen, konnten wir das Material stückweise mit den eigenen Fahrzeugen transportieren. Am 16. März kam dann der Lastwagen für die grossen Möbel. Danach waren die bisherigen Räumlichkeiten leer.», meint Michel Botalla, Leiter von Partage Riviera.

Für die Neueröffnung empfing das Komitee der Organisation ihre freiwilligen Helfer:innen, ihre Partner, darunter auch Baptiste von der Schweizer Tafel und Vertreter von Nestlé zu einem kleinen Fest. Pierre-André Glauser, der Präsident der Organisation, sprach zu Beginn zu den Gästen: «Seit der Pandemie, der Inflation und dem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine ist die Nachfrage nach Lebensmittelhilfen in Vevey enorm gestiegen. Vor der Pandemie zählte Partage Riviera an die 50 Bezüger:innen. Heute sind es 500 Familien, die regelmässig vorbeikommen. In Tonnen ausgedrückt, waren es im Jahr 2019 1,5 Tonnen und im Jahr 2022 6 bis 7 Tonnen Lebensmitteln, die wöchentlich verteilt wurden. Dank der neuen Lokalität kann die Kapazität auf bis zu 600 Familien erhöht werden, die wir versorgen können. Dies ist dank unseren freiwilligen Helfer:innen und dank unseren Partnern möglich. Ein grosses Merci geht auch an die Firma Nestlé, welche Partage Riviara die neuen Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellt. Diese finanzielle Entlastung eröffnet neue Möglichkeiten und kommt denjenigen zugute, die die Hilfe dringend brauchen.»

Zu den neuen Räumlichkeiten an der Avenue Reller 14 zählen ein Empfangsbereich mit Büro, eine kleine Halle, die sich gut für die Sortierung der erhaltenen Ware eignet und ein breiter Gang mit je vier Räumen links und rechts. Auf der linken Seite wurde zwischen zwei Räumen eine Wand entfernt, damit für die Lebensmittelabgabe genügend Platz ist. Weiter darf die Institution die Anlieferung, den Lift und ein Kellerabteil als Lager nutzen. Total werden der Organisation 400 m2 zur Verfügung gestellt. Dank dem gewonnenen Platz und der Aufteilung, können die Bezüger:innen noch würdevoller empfangen werden.

Zu Beginn bestanden die Bezüger:innen eher aus Migrantinnen und Migranten, die das Angebot in Vevey in Anspruch nahmen. Doch seit den vielen Krisen sind es etwa 40 % bis 50 % Schweizer:innen, zunehmend auch ältere Menschen. Die Bezürger:innen werden für die Abgabe in Gruppen aufgeteilt. In Vevey findet die Abgabe am Dienstag oder Freitag statt. Zusätzlich gibt es eine externe Abgabe in Zusammenarbeit mit La Passerelle für die ukrainischen Flüchtlinge am Mittwoch. In Clarens findet die Abgabe am Donnerstag und am Samstag statt. Die von Armut betroffenen Personen können sich für die Lebensmittelabgabe via Caritas in Vevey oder direkt bei Partage Riviera anmelden.

Am 17. März fand nebst dem Eröffnungs-Apéro auch die erste Abgabe am neuen Standort statt. Gemäss ihrem via SMS erhaltenen Termin betraten die Bezüger:innen das Gebäude. Einige kamen noch etwas zögerlich durch den Haupteingang. Dann warteten sie kurz im Empfangsbereich, bis ihre Nummer aufgerufen wurde. Eine der Bezügerinnen hatte sich verspätet, ihre Nummer war schon durch, als sie sich am Empfang meldete. «Das Timing ist sehr wichtig, nur so funktioniert ein reibungsloser Ablauf.», erklärt Komitee-Mitglied Laurence Maikoff. Die Bezügerin entschuldigt sich und versichert, dass sie beim nächsten Mal wieder pünktlich sein würde. Danach durfte sie am Empfang vorbei, links durch die kleine Halle, ans Ende des Gangs laufen.

Am Ende des Gangs geht es rein in die Brot- und Gebäckabteilung. Bei Kathrin, einer langjährigen Freiwilligen, beginnt die kostenlose «Einkaufs-Tour». Mit einem Lächeln empfängt Kathrin die Kundinnen und Kunden. «Es ist schön, so viele Menschen aus verschiedenen Kulturen zu treffen. Ich geniesse den Kontakt sehr», meinte sie. Durch eine Verbindungstür geht es weiter in die Obst- und Gemüseabteilung. Die Helfer:innen wissen, von welcher Ware sie etwas mehr abgeben dürfen und welche Produkte nur knapp vorhanden sind. So wird sichergestellt, dass die Produkte bis zur letzten Person fair verteilt werden. Am anderen Ende des Saals ist die Kühl- und Tiefkühlabteilung aufgebaut, hier liegen Milch-, Fleisch- und Fischprodukte bereit. Dank der Kühlschränke kann die Kühlkette der Produkte bis zur Abgabe gewährleistet werden. Nachdem die Taschen gefüllt sind, tritt die Bezügerin zurück auf den Gang und verlässt Partage Riviera durch den Haupteingang. «Leider hatten wir noch keine Zeit, die Kaffee-Ecke einzurichten und werden wohl vorerst darauf verzichten. Erst wollen wir die Essensausgabe optimieren und der steigenden Nachfrage gerecht werden», meint Michel. Partage Riviera ist bestrebt, seine Kundinnen und Kunden eine entspannte Abgabe der Produkte zu bieten. «Der Alltag der von Armut betroffenen Personen ist schon stressig genug. Die Lebensmittelhilfe soll das Haushaltsbudget entlasten, wie auch ihre Gemüter», ergänzt Michel.

Michel ist seit 2019 Geschäftsleiter von Partage Riviera. Davor musste der ehemalige IT-Ingenieur selbst erfahren, wie es ist, mittellos zu sein. Erfahren Sie in einem Porträt mehr über die Geschichte von Michel.

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2023-03-29T08:08:37+02:00
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