«Sentitreff» in Luzern
Im Sentitreff in Luzern treffen wir auf Raphael und Flavia, die als Festangestellte für die Organisation arbeiten, und auf Somayeh, eine von rund 100 freiwilligen Helfer:innen. Das Team befindet sich mitten in den Vorbereitungen für den heutigen Mittagstisch. Die Institution, die vor 40 Jahren als Initiative des Quartiers gegründet wurde, ist für viele Menschen zum Treffpunkt oder sogar zu einem zweiten Zuhause geworden.
Raphael ist der Leiter des Sentitreffs. Er erzählt uns, dass an der Baselstrasse, an der sich der Sentitreff befindet, Menschen aus 80 Nationen leben. Früher sei die Baselstrasse die Strasse jener Menschen gewesen, die in der Stadt nicht willkommen waren. Hier lebten Kranke, Arme und Zugezogene. Der Sentitreff sei primär ein Ort der Begegnung. Die Angebote der Institution sind sehr vielfältig und reichen von Sprachkursen über Kinderanimation, Sportprogramme, Mittagstische, Beratungen bis hin zu Quartierfrühstücks und Festivals. Jeden Dienstag um 11 Uhr fährt das Fahrzeug der Schweizer Tafel vor und beliefert den Sentitreff mit Lebensmitteln. Eine zweite Lieferung erfolgt jeweils am Donnerstag, dann kümmert sich der Verein Arbeitslosen-Treff in den gleichen Räumlichkeiten um armutsbetroffene Menschen.
Team
Raphael hat im Juni 2021 die Leitung des Sentitreffs übernommen, nachdem er zuvor das Festival der Institution organisiert hatte. Kennengelernt hat er den Sentitreff bereits vor einigen Jahren bei einem Apéro für Neuzugezogene. «Der Job bereitet mir grossen Spass und ich schätze die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Menschen sehr», erklärt er uns. Flavia ist seit rund sechs Jahren Teils des Teams. Sie habe keine Ausbildung zur Köchin absolviert, sei aber immer mehr in diesen Bereich reingerutscht. Jeden Dienstag kocht sie mit den Freiwilligen für den Mittagstisch. Ins Sentitreff ist sie über die Vermittlung eines Kollegen gekommen. Nebenbei arbeitet sie noch als Springerköchin für die Gassenküche. Besonders spannend seien das jährliche Festival und die vielen Herausforderungen, die diese Aufgabe mit sich bringt.
Freiwilliges Engagement
Zum Schluss unterhalten wir uns noch mit Somayeh, kurz Somi. Die 39-jährige Iranerin lebt seit fünf Jahren mit dem Status «Nothilfesituation» in der Schweiz. Damit darf Somi weder arbeiten noch einen Deutschkurs besuchen. Sie ist froh, dass sie sich als Freiwillige im Sentitreff engagieren und hier gleichzeitig soziale Kontakte knüpfen kann. Ausserdem konnte sie im Sentitreff die deutsche Sprache erlernen. Ihre Kenntnisse gibt sie in freiwilligen Deutschkursen weiter.
Ihre aktuelle Situation sei sehr schwierig und ihre Zukunft ungewiss. An eine Zukunftsplanung sei nicht zu denken. Sie lebt in einer Notunterkunft und erhält pro Tag CHF 10.00 Taschengeld. Trotz der schwierigen Umstände hat Somi es in den letzten Jahren geschafft, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Der Sentitreff habe ihr dabei sehr geholfen. Dank dieser Integration hat sie bessere Chancen, doch noch eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung zu erhalten: «Die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben. Eine Rückkehr in den Iran ist für mich nicht möglich, deshalb setze ich alles daran in der Schweiz bleiben zu dürfen.»
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