Stiftung Suchthilfe

Bei grosser Not und grossem Elend steigt die Nachfrage nach Angeboten von sozialen Einrichtungen. In St. Gallen gab es in den 90er Jahren eine offene Szene von Heroinabhängigen. Für die Menschen, die an der Sucht erkrankten, gab es noch keine Anlaufstelle. Stadt und Kanton St. Gallen gründeten daher in Kooperation mit Kirchgemeinden die Stiftung «Hilfe für Drogenabhängige». Heute ist die Stiftung unter dem Namen «Stiftung für Suchthilfe» bekannt und seit 1998 setzt sie sich aktiv gegen das Drogenelend ein. Noch vor der Corona-Pandemie war zum ersten Mal ein rückläufiger Trend von Suchterkrankungen erkennbar. Während der Pandemie stiegen die Zahlen wieder rasant an. «Es werden schwierige Zeiten auf die Stiftung zukommen», erklärt uns Regine Rust, Geschäftsleiterin der Stiftung für Suchthilfe. Es wird von einer nächsten, jüngeren Generation von Opiatabhängigen ausgegangen.

Damals in den 90er Jahren begann die Suchthilfe mit einer Essensausgabe. Es wurde ein alter Bauwagen umgebaut. Beim Container durften betroffene Personen Nahrungsmittel abholen und später auch eine einfache warme Mahlzeit und Kaffee. Der Container war gut besucht, sodass nach einem grösseren Lokal gesucht wurde. Schliesslich zog die Gassenküche aus dem alten Bauwagen an die Linsebühlstrasse 82 um. Für viele Klienten wurde die Gassenküche zum Hauptbestandteil ihrer Tagesstruktur, ein Zufluchtsort und Treffpunkt.

«Hätte es all die Betriebe wie die Gassenküche oder das Heroinprogramm nicht gegeben, wäre ich wohl nicht mehr am Leben. Ich kenne sie praktisch alle. Als die Gassenküche im Bauwagen eröffnet wurde, verkehrte ich noch auf dem Schellenacker. Ich ging nicht nur hin, um zu essen, sondern habe auch ab und zu gekocht. Meistens war der Wagen so voll, dass wir in Schichten gegessen haben. Während der Zeit im Container und in der Schreinerstrasse besuchte ich die Gassenküche nur ab und zu. Erst jetzt am neuen Standort bin ich wieder regelmässig Gast. Ich koche nicht gerne selbst. Ausserdem finde ich im «Walfisch» sozialen Kontakt. Ich treffe mich hauptsächlich mit den gleichen vier bis fünf Leuten, plaudere mit ihnen, klopfe einen Jass, spiele Dart oder Tischfussball. Nach drei oder vier Stunden trennt man sich wieder, geht seinen eigenen Weg. Ich bin meistens in der ruhigen Zeit zwischen 11 und 14 Uhr in der Gassenküche.»

– Christian, Klient der Gassenküche (Quelle: Brot und Socken, 20 Jahre Gassenküche St. Gallen)

In der Gassenküche kochen Klienten für Klienten. Ab und zu helfen auch Freiwillige aus. Die Lebensmittel erhält die Küche von der Stiftung Schweizer Tafel. Die Besucher:innen dürfen für CHF 3.- eine warme Mahlzeit beziehen und es gibt viele zusätzliche Angebote kostenlos. Einige der Gäste kommen nicht wegen des Essens vorbei. Sie suchen den sozialen Kontakt. Die Räumlichkeiten bieten Platz zum Austausch, zum Zeitung lesen, Kaffeetrinken und es hat sogar einen «Töggelikasten». Die Klienten müssen sich nicht verstecken, denn die Menschen um sie herum sind in einer ähnlichen Lebenslage wie sie.

Die Stiftung Suchthilfe hat sich über die Jahre den Bedürfnissen in St. Gallen angepasst. Es gibt viele weitere Angebote und Dienstleistungen, welche die Stiftung abdeckt. Sie engagiert sich mit acht verschiedenen Betrieben im Bereich der ambulanten und stationären Suchthilfe. Ein weiteres Anliegen der Organisation ist die Sensibilisierung der Bevölkerung. «Armut steigt im Verborgenen. Institutionsangebote werden zunehmend nötiger und intensiver genutzt. Die Klient:innen schämen sich oft und wollen ihre Not nicht zeigen. Die Hilfe soll so gestaltet werden, dass sie nicht sichtbar ist. Genau das ist schade, denn so verstärkt sich das Klischee, dass wir Menschen nicht über unsere Probleme sprechen sollen und nach Aussen eine «Alles ist gut»-Fassade aufrechterhalten», meint Regine Rust und betont weiter: «Es kann wirklich jeden treffen. Die Klient:innen sind multikulturell, es nehmen aber überwiegend Schweizer:innen das Angebot in Anspruch.»

Die Stiftung Suchhilfe ist dankbar, dass die Akzeptanz und das Interesse an der Gassenküche in der Bevölkerung gross sind. Als rein spendenfinanzierte Stiftung sei dies nicht selbstverständlich, aber nötig. Auch die Hilfe der Stiftung Schweizer Tafel, welche der Gassenküche kostenlos Lebensmittel liefert, ist sehr wichtig. Ohne diese Unterstützung könnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden, erklärt uns Regine Rust.

Die Stiftung Schweizer Tafel beliefert rund 500 soziale Institutionen kostenlos mit Lebensmitteln. Viele dieser Organisationen sind auf die Lebensmittelspenden angewiesen. Ein Wegfall dieser Dienstleistung würde enorm hohe Kosten verursachen, die kaum oder gar nicht tragbar wären. Helfen Sie mit und spenden Sie für die Unterstützung von rund 500 sozialen Institutionen, welche sich täglich für die Linderung von Not und Armut engagieren.

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