Stiftung Töpferhaus – Der Mensch im Fokus
Ein Gestaltungsraum für Menschen, dies beschreibt die Stiftung Töpferhaus sehr gut. Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung werden von Mitarbeitenden in ihrer persönlichen Lebensgestaltung unterstützt, damit sie mit einer gesunden Selbstständigkeit wieder mitten im Leben stehen können. Psychische Erkrankungen können jeden treffen, beispielsweise in Form einer Depression, Neurose, Suchterkrankung, einem Trauma oder einer Essstörung.
Seit 1981 öffnet das Töpferhaus Aarau seine Türen für Menschen, die wieder Halt im Leben suchen. Daniel Aeberhard, seit 14 Jahren Geschäftsleiter, empfängt uns an einem Montagvormittag am Standort in Aarau. Er erzählt: «In den letzten Jahren ist der Bedarf an Betreuung von psychisch Beeinträchtigten stark gestiegen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation verschärft. Entsprechend sind wir bestrebt, unser Angebot stetig auszubauen. Nebst dem betreuten Wohnen, verschiedenen Arbeitsbereichen und Ateliers bieten wir auch Job Coachings an. Ganz neu ist ein Job Coaching für Jugendliche. Von der Gründung der Stiftung bis heute haben sich unsere Engagement-Möglichkeiten fast verdreifacht. Von einem Standort sind wir auf vier gewachsen. Es gibt einen zweiten Standort in Aarau, einen in Lenzburg und seit Kurzem einen weiteren in Suhr. Jedes Haus hat sein Spezialgebiet.» Daniel Aeberhard führt uns durch die Eingangshalle. Hier dürfen wir die leckeren Hausprodukte bestaunen. «Wir pflegen verschiedene Partnerschaften, wodurch hochwertige Produkte-Linien entstanden sind. Einen Grossteil können wir im Detailhandel verkaufen: Backwaren, Pralinen, Foodsave-Pasta wie auch verschiedene Geschenkideen. Unsere Kunden kaufen die Produkte des Produktes wegen, nicht, weil sie nebenbei unsere Stiftung unterstützen. Die hauseigene Pasta di Pane ist ein Foodsave-Produkt, welches aus hartem Brot hergestellt wird. Eine Innovation, die lecker schmeckt und der Lebensmittelverschwendung entgegenwirkt. Ganz im Sinne der Schweizer Tafel!», meint Daniel mit einem Augenzwinkern.
Das Töpferhaus darf sich derzeit von einem grandiosen Team tragen lassen. Bei Klientinnen und Klientinnen wird eine gesunde Selbstverantwortung gefördert, während die Mitarbeitenden zur Eigeninitiative ermutigt werden. Das gegenseitige Miteinbeziehen wird sehr geschätzt. Daniels Geheimnis: «Ich sehe alles als Chance, die Herausforderungen sowie die Erfolge. Jedes neue Erlebnis ist eine Chance, etwas dazuzulernen und besser zu machen. Wir sind eine Institution für Menschen, das heisst, die Leute können mitreden und mitgestalten.»
Unser Rundgang geht weiter. Wir besuchen die Arbeitsbereiche und Ateliers. Hier wird fleissig gearbeitet. Jede Klientin und jeder Klient in seinem eigenen Tempo. Die Stiftung erhält Aufträge wie das Falten von Verpackungen für Uhren oder Schokolade. Ein anderer Auftrag ist das Abfüllen von Leimflaschen unterschiedlicher Grösse. Repetitive, strukturierte Arbeiten mögen die Klientinnen und Klienten am liebsten. Der Gruppenleiter berichtet: «Ein cooler Auftrag, den wir gerade erhalten haben, ist das Etikettieren einer Gin-Flasche. Ein lokaler Produzent, der dafür keine Zeit mehr findet, hat sich an uns gewendet. Es ist schön, dass auch junge Unternehmen an unsere Stiftung denken und unsere Arbeit schätzen.»
Jetzt geht es weiter in den Wohnbereich. Das Töpferhaus Aarau verfügt über vier Wohngemeinschaften à je vier bis sechs Personen. Das Durchschnittsalter der Bewohner:innen liegt zwischen 25 und 30 Jahren. Die Dauer des Aufenthaltes variiert stark. Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Bewohner:innen zu fördern und ihnen zu helfen, eigenständig leben zu können. Einige Bewohner:innen bleiben ein knappes halbes Jahr, andere länger. «Eine Person wohnt bereits seit acht Jahren bei uns. Sie liebe das WG-Leben und fühle sich hier wohl», erzählt uns die Leiterin der Wohngruppen.
Gerade als wir zurück in der Eingangshalle sind, fährt der Lieferwagen der Schweizer Tafel vor. Wir gehen alle nach draussen. Kisten, gefüllt mit Gemüse und Obst, werden ausgeladen und gemeinsam in die Küche getragen. Hier werden die Lebensmittel später sortiert, doch für den Moment, haben sich alle eine stärkende Mahlzeit verdient. Wir begleiten die Klientinnen und Klienten und Mitarbeitenden des Töpferhauses in die Cafeteria und stellen uns zum Schöpfen an. Mmh, fein, es gibt heute Hotdog mit Selleriegemüse, Röstzwiebeln und dazu ein Salatbuffet. Eine vegetarische Variante steht auch immer mit auf dem Menüplan. Wer dann noch Lust auf ein Dessert hat, kann sich etwas Kuchen oder Obst greifen.
Nach der Mittagspause dürfen wir die Produktion und die Küche besuchen. Fabienne, Gruppenleiterin, jenes Bereichs, erklärt uns den Tagesablauf: «Am Morgen bereitet ein Team erstmals die Frischprodukte vor: Sandwichs und Salate. Währenddessen bereitet ein weiteres Team das Mittagessen für den Standort Aarau und Suhr vor. Danach geht es weiter mit anstehenden Aufträgen, wie Abfüllen und Einpacken. Weitere Vorbereitungen für den nächsten Tag werden getroffen. Aufräumen und Reinigung gehören auch immer dazu.»
Wir schauen Bilana, Manuel und René beim Sortieren der Kisten zu. Bilana zögert nicht lange und bindet uns gleich mit an. Wir sollen unsere Hände waschen und beim Sortieren helfen. Ein Teil der Ware bereiten wir für den Standort in Suhr vor. Kaum steht die Kiste bereit, wird sie auch schon abgeholt. In Schalen abgefüllte Früchte tischt Bilana in der Cafeteria zum Zvieri auf. Bilana lächelt: «Ich bin fast neun Jahre dabei und bin immer noch zufrieden mit der Arbeit und dem Umgang hier im Töpferhaus. Es gibt keinen Stress und die Leute sind freundlich und respektvoll zueinander. Zusammen mit einer Arbeitskollegin betreue ich einen Pausenkiosk an einer Schule, wo wir die vorbereiteten Snacks, Sandwichs und Salate verkaufen.» René schnippelt Salate und Manuel Gemüse für den nächsten Tag. Manuel bezeichnet die Kollegen als «coole Gruppe, ein gmögiges Team». Er schätzt es, dass hier situativ auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen wird. Er selbst hatte einen Unfall mit schwerem Verlust, ist nach dem Trauma lange Zeit stillgestanden. Nun soll es wieder vorwärtsgehen, daher entschloss er sich vor zwei Jahren für eine Bewerbung im Töpferhaus.
Als wir Andreas, Teamleiter-Arbeit, fragen, ob er sich an eine besonders schöne Geschichte erinnert, die er im Töpferhaus erleben durfte, erzählt er: «Da können wir gleich über die Schweizer Tafel reden. Die Leute freuen sich so sehr, wenn sie etwas Süsses bekommen: Süssgetränke oder Schokolade … besonders an Ostern gibt es viel davon. Da strahlen die Leute vor Freude!»
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