TATENDRANG mit Florian Hoek
Seit Anfang Jahr engagiert sich Florian Hoek bei der Schweizer Tafel: Er sammelt Lebensmittel ein und bringt diese zu sozialen Institutionen. Im Interview erzählt er über seine Freiwilligeneinsätze, weshalb er sie besonders schätzt und gibt Alltagstipps gegen Food Waste.
Florian, du engagierst dich ehrenamtlich bei der Schweizer Tafel. Was beinhaltet dein Engagement?
Wir sind jeweils in einem Zweierteam mit einem gekühlten Lieferwagen unterwegs und holen an den Rampen von Schweizer Grossverteilern wie Coop noch geniessbare Lebensmittel ab. Dann bringen wir diese zu sozialen Institutionen in der Region. Wir sind jeweils rund sieben Stunden unterwegs und fahren auf einer Tour so zwischen 20 und 30 Stationen an.
Wie lange engagierst du dich bereits bei der Schweizer Tafel?
Im Dezember 2020 habe ich mich als freiwilliger Helfer bei der Schweizer Tafel gemeldet. Kurz darauf, Anfang Januar 2021, konnte ich meinen ersten Einsatz leisten. Seitdem bin ich jeweils ein Tag pro Woche auf einer Tour. Dabei schätze ich besonders, dass ich eine sinnvolle Tätigkeit ausübe, bei der ich mich gleichzeitig auch körperlich betätige.
Wie kam es dazu, dass du Freiwilligeneinsätze leistest?
Während zwanzig Jahren habe ich 50 % als Hausmann gearbeitet und die Kinder betreut. Nachdem diese ausgezogen sind, habe ich mir überlegt, wie ich einen Teil der frei gewordenen Zeit sinnvoll nutzen könnte. Dabei bin ich auf die Schweizer Tafel aufmerksam geworden.
Hat deine ehrenamtliche Tätigkeit einen Bezug zum Beruf, den du gelernt hast?
Nein, nicht direkt. Ursprünglich bin ich Archäologe und habe auch viele Jahre auf diesem Beruf gearbeitet. Einen gewissen Bezug zu meinem Engagement für die Allgemeinheit liefert aber mein Hobby: seit einigen Jahren bin ich engagierter Imker.
Wie viele Tonnen Lebensmittel holt die Schweizer Tafel jeden Tag bei Detailhändlerinnen wie Coop ab?
Schweizweit erhält die Schweizer Tafel täglich etwas über sechs Tonnen Lebensmittel von Coop-Filialen. Dabei handelt es sich vor allem um Gemüse und Früchte. Grundsätzlich holen wir aber alle Lebensmittel ab, die bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums noch abgegeben werden dürfen oder zumindest für den menschlichen Verzehr noch gut geeignet sind.
Was geschieht anschliessend?
Noch auf der Rampe sortieren wir die Ware und laden sie ins gekühlte Transportfahrzeug ein. Dann fahren wir zu den Abnehmern und diese nehmen diejenigen Lebensmittel entgegen, welche sie verwerten können.
Wie viele soziale Institutionen und Abgabestellen nehmen eingesammelte Lebensmittel der Schweizer Tafel entgegen?
Wir verteilen die Lebensmittel kostenlos an rund 500 soziale Institutionen wie Gassenküchen, Notunterkünfte oder Flüchtlingszentren, welche daraus Mahlzeiten zubereiten.
Gibt es einen Einsatz, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Oh ja, auf einer Tour wurde uns einmal 75 Kilogramm Butter in Blöcken à 15 Kilogramm bereitgestellt. Solche Mengen eines einzelnen Produktes sind ungewöhnlich.
Wo kann man sich melden, wenn man selbst Freiwilligeneinsätze für die Schweizer Tafel leisten möchte?
Am einfachsten ist es, wenn man sich bei der jeweiligen Regionalleitung der Schweizer Tafel meldet. Die Adressen findet man unter www.schweizertafel.ch.
Hast du drei Tipps, was wir alle persönlich gegen Food Waste tun können?
Erstens sollten wir beim Einkaufen auf folgendes achten: Regionalität, Saisonalität und Bio-Qualität. Damit hat man einen direkteren Bezug zum Lebensmittel. Zweitens sollten wir uns auf den Einkauf vorbereiten und immer mit einer Einkaufsliste in den Laden gehen. So kauft man weniger Lebensmittel, die man eigentlich gar nicht braucht. Und drittens: Einmal pro Woche einen sogenannten «Restentag» einplanen. An diesen Tagen ernährt man sich aus allen Lebensmittelresten, die man noch zu Hause hat.
Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit?
Ressourcen zu schonen, sorgfältig mit Geld umzugehen und friedlich miteinander zu leben. Diese drei Aspekte trage ich jederzeit bei meinen täglichen Handlungen im Hinterkopf mit und versuche danach zu leben.
Wer inspiriert dich?
Der Zürcher Pfarrer Ernst Sieber: Er setzte sich persönlich und mit seiner gleichnamigen Stiftung ab dem Jahre 1988 bis zu seinem Tod mit seinem grossen Herzen für Bedürftige und als unermüdlicher Anwalt für die Schwächsten ein.
Was ist für dich Tatendrang?
Tatendrang bedeutet für mich dort anzupacken, worüber die anderen erst einmal reden.
Der studierte Archäologe Florian Hoek (60) leistet Freiwilligeneinsätze: Im Team fährt er Touren, holt dabei noch geniessbare Lebensmittel bei Grossverteilern wie Coop ab und beliefert soziale Institutionen. Daneben widmet er sich in seiner Freizeit als Hobbyimker seinen 15 Bienenvölkern und bildet Neuimker aus. Damit setzt er sich für die Biodiversität und regionale Produkte ein.
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