Wärchstatt – Tagesstruktur und sinnvolle Beschäftigung

Nach der Gründung des Vereins Jobdach am 16. Oktober 1996 war den Verantwortlichen schnell klar, dass Menschen am Rand der Gesellschaft, nebst niederschwelligen Wohn- und Übernachtungsmöglichkeiten, auch eine sinnvolle Arbeit brauchen. Der Aufbau eines Tagesstrukturangebotes begann. 1998 wurde die Wärchstatt eröffnet und das Konzept der Taglöhnerei hat sich bis heute bewährt.

Die Wärchstatt des Vereins Jobdach bietet Menschen mit einer Sucht- oder einer psychischen Erkrankung, Personen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind oder Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, eine Tagesstruktur und sinnvolle Beschäftigung an. Die Teilnehmenden erfahren einen sozialen Austausch und erlangen nach und nach eine erhöhte Selbständigkeit. Sie lernen, ihren Fähigkeiten zu vertrauen und sie haben sichtbar Freude an der Arbeit und an der Wertschätzung, die sie erfahren dürfen.

In der Wärchstatt 2 werden vor allem externe Aufträge bearbeitet wie Mailings, Industriearbeiten, Dekorationen und sonstige Arbeiten. Aktuell wird an den Tischen, unter Anleitung eines Arbeitsagogen, fleissig gearbeitet. Die «GasseZiitig Lozärn», ein externer Auftrag des Vereins Kirchliche Gassenarbeit, muss zusammengestellt und für den Verkauf auf der Gasse vorbereitet werden. Weiter befinden sich in diesem Raum eine Ausstellung und Verkaufsstelle von restaurieren Artikeln wie Gartentische, Stühle, Bänke oder Dekorationsartikel.

Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht jeweils in der Adventszeit. Unzählige Kränze und Gestecke werden für den Weihnachtsmarkt vorbereitet und an der Rampe verkauft. Die treue Kundschaft kommt vorbei, bestaunt die Ausstellung und kauft einen Adventskranz. Die Teilnehmenden arbeiten beim Verkauf mit und erhalten immer viele Komplimente für diese schönen Arbeiten.

In der Wärchstatt 1 werden Möbel restauriert, neue Gartenbänke angefertigt oder – je nach Kundenbedürfnis – lieb gewordene Gegenstände aufgefrischt und geflickt. Schon oft hat ein altes Kinderspielzeug, dass die Grosseltern zur Reparatur vorbeigebracht haben, die Enkel erfreut.

Als drittes Standbein werden externe Aufträge ausgeführt. Es werden Gartenarbeiten, Umzüge, Räumungen und Reinigungsarbeiten erledigt. Sämtliche internen und externen Arbeiten werden jeweils von einer Arbeitsagogin oder einem Arbeitsagogen betreut.

Die Teilnehmenden arbeiten in zwei Gruppe jeweils einen halben Tag, zu jedem Schichtende erhalten sie ihren Tageslohn in bar ausbezahlt. Patrick Bachmann, der Leiter der Wärchstatt, erzählt: «Bei der Arbeit gelten strenge Regeln. Wir verlangen von den Teilnehmenden Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wer zu spät kommt oder unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht, darf an diesem Tag nicht arbeiten.»

Znüni und Zvieri

Um 10.00 Uhr gibt es dank den Lebensmittelspenden der Schweizer Tafel ein Znüni und am Nachmittag um 15:00 ein Zvieri. Das ist ein Höhepunkt im oft isolierten Leben der Teilnehmenden. Diese Kontakte sind für die soziale Integration elementar wichtig. Auch für die Betreuerinnen und Betreuer ist es eine gute Gelegenheit, mehr von den Teilnehmenden zu erfahren. Wer schon mal über längere Zeit Hunger hatte, weiss Lebensmittel zu schätzen und vermeidet Foodwaste. Das bringt die Teilnehmenden auf kreative Ideen, wie z.B. Smoothies aus reifen Beeren herzustellen.

Freizeitangebote

Nebst der Tagesstruktur in einem sicheren Umfeld organisiert das Wärchstatt-Team auch Freizeitangebote. Patrick Bachmann erinnert sich an einen Jass-Nachmittag. Dieser scheint einer Gruppe so gut gefallen zu haben, dass sie sich weiter regelmässig zum Jassen trifft. Eine Frau hat durch die Freizeitaktivitäten das Dartspiel liebgewonnen und sich in einem Dart-Club angemeldet.

 Partnerschaften und Sensibilisierung

Der Verein Jobdach arbeitet in allen Bereichen eng mit Institutionen aus Luzern zusammen und ist auch schweizweit mit Organisationen aus dem Bereich „Überlebenshilfe“ vernetzt. Die Angebote werden nur zum Teil durch die öffentliche Hand finanziert. Ein grosser Teil der finanziellen Mittel kommt aus Eigenleistungen der Wärchstatt und durch Spenden.

Die Stiftung Schweizer Tafel beliefert die Wärchstatt und viele weitere Organisationen, die Menschen durch Integrationsmassnahmen wieder Halt im Leben und der Gesellschaft geben, kostenlos mit Lebensmitteln.

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2023-09-29T14:11:33+02:00
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