Kochen mit Geflüchteten - ein Projekt des SRK im Kanton Bern
In der grossen Küche der Kollektivunterkunft in Mühleberg wird gemeinsam gekocht und kreativ verwertet, was die Schweizer Tafel wöchentlich an geretteten Lebensmitteln liefert.
Daraus entstehen abwechslungsreiche Menüs, die der Freiwillige Walter Schaufelberger zusammen mit Geflüchteten zubereitet. An diesem Tag stehen getoastete Brotscheiben mit Frischkäse, Gurke und Champignons sowie ein Rindfleisch-Gemüseeintopf und lauwarme Pflaumen mit Vanilleglace auf dem Plan.
Walter, leidenschaftlicher Hobbykoch, bringt Erfahrung, Ausrüstung und oft auch fehlende Zutaten mit.
Das Kochprojekt, initiiert von Denise Heinen vom SRK Kanton Bern und Walter Schaufelberger, läuft inzwischen auch in Grosshöchstetten und Herrenschwanden zweiwöchentlich erfolgreich. Mit Geduld, Einfallsreichtum und Humor gestaltet Walter einen kulturellen und kulinarischen Austausch, der Gemeinschaft fördert und Food Waste reduziert.

Denise Heinen, Freiwilligenkoordinatorin beim SRK Kanton Bern
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit zwischen Freiwilligen und Geflüchteten?
Sehr positiv. Die Freiwilligen sind engagiert und die Geflüchteten offen, auch wenn sie anfangs eher zurückhaltend sind. Es entstehen gegenseitiges Vertrauen, Verständnis und manchmal echte Freundschaften – eine bereichernde Erfahrung für alle.
Welche Rolle spielen Freiwillige für das soziale Klima und die Integration der Geflüchteten in einer Kollektivunterkunft?
Freiwillige haben einen grossen Einfluss. Sie verhindern soziale Isolation, bieten Gespräche an, stärken das Gemeinschaftsgefühl und helfen dabei, Frusterlebnisse aufzufangen.
Mit welchen Herausforderungen sind die Freiwilligen konfrontiert?
Herausforderungen gibt es hauptsächlich in den sprachlichen Unterschieden und im sensiblen Umgang mit Geflüchteten, die belastende Erfahrungen gemacht haben. Flexibilität ist gefragt, da sich Gruppengrössen schnell ändern können. Besonders erfreulich ist, dass die Teilnehmenden mit der Zeit immer mehr Vertrauen fassen und sich zunehmend engagieren.
Gibt es besondere Erfolgserlebnisse aus der Koordination der Projekte?
Jedes erfolgreich gestartete Projekt ist ein Erfolgserlebnis. Besonders bewegend sind Momente, wenn Kinderangebote wie Spielnachmittage sehr gut angenommen werden und die Kinder einfach mal unbeschwert spielen und lachen können.
Herr Schaufelberger, was hat Sie motiviert, sich als Freiwilliger im Asylbereich zu engagieren?
Ich bereite mich gerade auf meine Pensionierung vor und möchte meine Zeit künftig sinnvoll nutzen. Ein besonderes Anliegen ist mir, mich sozial zu engagieren. Da ich leidenschaftlich gerne koche und auf Reisen viele Kulturen kennenlernen durfte, habe ich mich sehr gefreut, als die Möglichkeit bestand, gemeinsam mit Geflüchteten in Mühleberg zu kochen. Dieses Projekt verbindet meine Freude am Kochen mit dem Wunsch, Menschen aus verschiedenen Ländern näherzukommen.
Wie erleben Sie die wöchentlichen Kochsessions mit den Geflüchteten?
Die gemeinsamen Abende sind für mich eine große Bereicherung. Wir schaffen einen Ort, an dem Austausch stattfindet und Gemeinschaft spürbar wird. Ein besonderer Moment war gleich zu Beginn, als die Kinder spontan die Desserts miteinander teilten, es hatte leider zu wenig für alle – das war sehr bewegend und zeigt, wie verbindend diese Begegnungen sind.
Welche Bedeutung hat das gemeinsame Kochen für die Integration?
Kochen ist ein wunderbarer Weg, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Sprachen zu üben. Oft entstehen dabei kleinere Herausforderungen, sei
es bei der Verständigung oder beim gemeinsamen Wirken – doch gerade diese Momente fördern das gegenseitige Verständnis. Spannend ist auch, dass die Geflüchteten meine Rezepte gerne nach ihrem Geschmack anpassen. So lernen wir voneinander und entwickeln ganz neue kulinarische Kombinationen.
Wie fällt die Reaktion aus auf die regionalen Gemüse und Früchte – und wie gelingt es Ihnen, gemeinsam kreative Gerichte daraus zu zaubern?
Wir kochen mit geretteten Lebensmitteln von der Schweizer Tafel. Regionale Gemüse und Früchte wie Rüebli, Blumenkohl, Fenchel, Äpfel, Pflaumen und Aprikosen sind fremd. Ich versuche jeweils etwas Spezielles daraus zu kreieren, um die Produkte schmackhaft zu machen. Beim Essen sind sie kritischer als beim kochen und probieren nicht alles.
Was möchten Sie Menschen mitgeben, die überlegen, sich ebenfalls freiwillig zu engagieren?
Es ist eine grosse Chance, andere Lebensrealitäten kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Wer sich engagiert, trägt einen wertvollen Teil zur Integration bei – und erlebt selbst viele bereichernde Momente. Schon kleine Beiträge können viel bewirken und Freude in die Gemeinschaft bringen.

Walter Schaufelberger, Freiwilliger beim SRK Kanton Bern und Mitinitiant des Projekts.
Walter ist 63 Jahre alt, Vater von zwei erwachsenen Töchtern und ist, am oberen Zürichsee geboren, seit 40 Jahren in Bern sesshaft. Als ausgebildeter Bauingenieur ETH, ist in der Verkehrsplanung tätig. Seine Hobbies sind natürlich Kochen, sein Garten und Reisen.
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