«Brot-Egge» in Zürich-Seebach
Wir sind zu Besuch im Brot-Egge in Zürich-Seebach. Seit 15 Jahren gibt es die Anlaufstelle des Sozialwerks Pfarrer Sieber an der Seebacherstrasse. Seit sieben Jahren arbeitet Oswald Dänzer als Küchenchef für die etablierte Organisation. Mit ihm kümmern sich sieben Festangestellte, zwei Zivildienstleistende und mehrere Freiwillige um die Bedürfnisse der armutsbetroffenen Menschen im Quartier.
Der Brot-Egge hat sich zum Ziel gesetzt, rasch und unbürokratisch zu helfen und dabei die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Menschen zu fördern. Von Montag bis Freitag bereitet Oswald Dänzer mit seinem Team das Frühstück für täglich rund 40 obdachlose, stellensuchende Wanderarbeiter aus Rumänien, Bulgarien, Deutschland, Amerika und weiteren Ländern zu. Von 8.00 bis 11.00 Uhr steht ein Buffet zur Selbstbedienung bereit. Ab 10.00 Uhr werden manchmal auch warme Mahlzeiten angeboten, immer abhängig davon, welche Lebensmittel gespendet werden. Im Brot-Egge bringt jeder Tag neue Herausforderungen und Überraschungen mit sich. Die Mitarbeitenden in der Küche bereiten die Speisen spontan aus den vorhandenen Waren zu. Heute stehen Schweinefüsse bereit. «Wir versuchen alles zu verwerten. Die Schweinefüsse kommen sehr gut an, auch wenn dies kein alltägliches Gericht sein mag», erzählt uns Oswald Dänzer. Im Hinterhof wird Tischtennis gespielt, geredet und gelacht. Einige Klientinnen und Klienten geniessen in den Liegestühlen die warmen Sonnenstrahlen. Um 12.00 Uhr schliesst der Brot-Egge für eine Stunde, bevor am Nachmittag Kaffee und Kuchen angeboten und der Brot-Egge erneut zum sozialen Treffpunkt wird.
Ergänzend betreibt der Brot-Egge zweimal pro Woche eine Lebensmittelabgabestelle. Diese wird insbesondere von Familien genutzt. Die Lebensmittelspenden für das Frühstück und die Abgabestelle, rund 800 Kilogramm pro Woche, stammen von der Schweizer Tafel. Weiter erhält der Brot-Egge Lebensmittel von «Reschteglück», einem eigenen Projekt des Sozialwerks Pfarrer Sieber zur Bekämpfung von Foodwaste. «Wer Geld hat, zahlt einen Obolus. Wer kein Geld hat, bekommt die benötigten Lebensmittel kostenlos», erklärt uns Oswald Dänzer. Weiter zählen Sozialberatungen, Dusch- und Waschmöglichkeiten, ein Computer-Raum und die Abgabe von gespendeter Kleidung zum Angebot. Die Armutsbetroffenen erhalten auf Wunsch auch kostenlos einen neuen Haarschnitt verpasst. Im Winter wird hier im Seebach-Quartier zusätzlich eine Notschlafstelle, das Iglu, betrieben. Die ausländischen Wanderarbeiter können während zehn Tagen hier übernachten. Wer einen Arbeitsvertrag vorweisen kann, darf bleiben, bis er eine eigene Unterkunft gefunden hat. «Natürlich stellen wir bei extremen Kälteperioden niemanden auf die Strasse», führt Dänzer weiter aus. Einheimische Armutsbetroffene können das Angebot im Albisgüetli nutzen. Dort steht der «Pfuusbus».
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